Die unbekannte Tätigkeit des Konrad Ziegler.

Konrad Ziegler hat in seinem Leben außerordentlich viel in unterschiedlichen Ebenen bewirkt, immer sehr gründlich und gewissenhaft  Seine neuen Erkenntnisse vermochte er stets den Bewohnern der Stadt Sonnewalde und ihres Umlandes verständlich mitzuteilen. Auch gegenwärtig ist er dabei, Geheimnisse aus der Vergangenheit seiner Heimatstadt zu lüften. All das ist aufbewahrt in den "Sonnewalder Heimatblättern". Dieter Babbe hat mehrmals in den letzten Jahren den reichen Wissensschatz der Öffentlichkeit in der "Lausitzer Rundschau" vorgestellt. Seine letzten beiden Beiträge können Sie in den nachfolgenden beiden Dateien nachlesen.

Lausitzer Rundschau vom 08.12.2016
Sonnewaldes "Gedächtnis" wird 90
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Lausitzer Rundschau vom 14.12.2016
Konrad Ziegler entdeckte Bronzenadel
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Zwischen beiden vorstehenden Aufnahmen liegen 60 Jahre. Das linke Bild zeigt Konrad Ziegler jung und dynamisch im Präsidium einer Naturschutztagung Mitte der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Finsterwalde. Daneben empfängt er die Glückwünsche des Bodendenkmalpflegers und Archäologen Dr. Günther Wetzel aus Cottbus. 

In seiner Bescheidenheit hat Konrad Ziegler der Presse nicht alles  mitgeteilt. Über zwei Jahrzehnte sah der Jubilar im  Naturschutz des Kreises Finsterwalde einer seiner vordringlichen Aufgaben. Selbst die letzten seiner damaligen Mitstreiter haben das fast vergessen. 

 Nachfolgend soll aus der  Arbeit des Naturschutzbeauftragten Konrad Ziegler berichtet werden.

 

Konrad Ziegler und der Naturschutz

Durch die Verwaltungsreform 1952 wurde das Land Brandenburg aufgelöst. In der Niederlausitz wurde der Bezirk Cottbus etabliert. Der vormaligen Landkreis Luckau zerfiel in die Kreise Finsterwalde und Luckau.

Im neu gebildeten Kreis Finsterwalde musste eine arbeitsfähige Verwaltung auch für den "Staatlichen Naturschutz" geschaffen werden. Anknüpfungspunkte waren dafür kaum vorhanden.Die bisherige Kreisverwaltung war in Luckau ansässig. Für den Bereich Naturschutz im neuen Kreis gab eine halbe Planstelle für einen Angestellten (bis 1989). Der neue Mitarbeiter musste sich wie es damals üblich war "selbst einarbeiten". Hilfen durch Kollegen war für diesen "exotische "  Posten in der Verwaltung unwahrscheinlich. In den Jahrzehnten zuvor rekrutierte sich das Gros der ehrenamtliche tätigen Naturschutzbeauftragten im Land Brandenburg aus dem Berufsstand der Lehrer. Die Auswahl für die ehrenamtliche Naturschutzarbeit fiel auf Gerhard Eske aus Kirchhain und Konrad Ziegler aus Sonnewalde. 

Beim Rat des Bezirkes Cottbus war das Referat Landeskultur und Naturschutz gegründet worden. Gemeinsam mit dem Institut für Landesforschung und Naturschutz der Deutschen Akademie für Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin mit Sitz in Potsdam wurde der Naturschutzbereich aufgebaut. Wesentliche Verdienste für den ehrenamtlichen Bereich hatte der junge Biologe Dieter Krausch aus Guben. Als Mitarbeiter des genannten Akademieinstituts gab er 1954 eine Schrift heraus, die für alle ehrenamtlichen Tätigen zu einer  praktischen Orientierung wurde, nicht nur für die Naturschutzbeauftragten.  

Diese Gruppenaufnahme entstand 1954 vor dem Tierpark Cottbus, der zu dieser Zeit entstand. Versammelt sind die Herren aus dem ehrenamtlichen Bereich des Naturschutzes und die Vertreter des beruflichen Naturschutzes. Die beiden abgebildeten Personen ohne Kopfbedeckung sind Vertreter des Kreises Finsterwalde, Gerhard Eske im langen Mantel mit Aktentaschen und Konrad Ziegler mit seiner letzten Zigarette in der Hand.

Die Struktur des neuen Naturschutzes

Die Naturschutzberatung erfolgt durch den Bezirksbeauftragten und den Mitgliedern seines Fachausschusses.

In den Kreisen sind die Naturschutzbeauftragten beratend tätig. 

Mit dieser Aufzählung der Funktionsträger sind die oben abgebildeten Personen identifiziert. Es sind ein hauptamtlich angestellter Mitarbeiter der Bezirksverwaltung und 19 Ehrenamtler (von denen 3 nicht abgebildet sind).

Womit beginnen?

Die vom Dipl.-Biol. Dieter Krausch bearbeitete Schrift "Natur und Naturschutz im Bezirk Cottbus"  (110 Seiten) aus dem Jahre 1954 enthielten für jeden Kreis die wichtigsten Informationen. Die oben wiedergegebenen Angaben sind der genannten Schrift entnommen worden.

Für Finsterwalde waren darin das NSG Grünhaus und 63 Naturdenkmale genannt  Unter den Naturdenkmalen dominierten Einzelbäume neben Baumgruppen und Baumalleen. Die Ausnahme war ein Vorkommen vom Königsfarn.

Die 1906 in Preußen gegründete "Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege" begann ihre Arbeit mit der Erfassung von Naturdenkmalen. Davon ließ sich Konrad Ziegler inspirieren und begann mit der Überprüfung der inzwischen registrierten Naturdenkmale. Diese bestanden fast ausschließlich aus altehrwürdigen Bäumen, sie nahten sich ihrem Lebensende. Inzwischen waren einige Jahrzehnte vergangen, über neue Naturdenkmale sollte nachgedacht werden.

Grundlage der Inventur war für Konrad Ziegler neben der Aufstellung der Denkmale von Dieter Krausch vor allem die Aussagen in den Gesetzblättern.

 Die erste Aufstellung der Naturdenkmäler von 1934 umfasste auf dem Gebiet des Altkreises Finsterwalde 88 Bäume und ein Fundort vom Königsfarn. Die Benennung der Eichen zeigte wie schnell faschistisches Gedankengut in den Behörden Fuß gefasst hatte. Die überarbeitete Verordnung von 1936 war ohne ideologischen Ballast und führte 58 Objekte mit näheren Angaben auf. Diese Verordnung blieb über ein dreiviertel Jahrhundert gültig und wurde von Seiten zuständiger Behörden nicht publiziert. Mit einer Ausnahme, sie war die Grundlage für die Aufstellung der 54 Naturdenkmale in der oben genannten Schrift "Natur und Naturschutz im Bezirk Cottbus" von 1954.  

Nicht nur für den neuen Kreis Finsterwalde fehlten die Unterlagen, die durch Kriegseinwirkungen verlorengegangen waren (S. 159). Die Personalausstattung (eine halbe Planstelle) im Kreis war nicht ausreichend, sie wurde bis zur Wende nicht verändert. Der Naturschutzbeauftragte hatte nur eine beratende Funktion, er arbeitete ehrenamtlich.

Die Ausgangslage des Naturschutzbeauftragten Konrad Ziegler.

Die in der Schrift  "Natur und Naturschutz im Bezirk Cottbus" der Zweigstelle Potsdam des Institutes für Landesforschung und Naturschutz genannten Naturdenkmale wurden durch Konrad Ziegler unverzüglich aufgesucht und überprüft.

Die oben abgebildeten Seiten einer Liste stammen aus der Arbeitskladde. Für jedes Objekt wurde eine Karteikarte angelegt. Siehe nachfolgend dazu einige Beispiele.

 

Da die Naturdenkmale durchweg Bäume waren, erfolgte eine Zusammenarbeit mit der Forstwirtschaft. Davon zeugt das nachfolgende Schreiben:

Unter den  Naturdenkmalen dominierten "alte ehrwürdige Bäume" mit begrenzter Lebensdauer.

Der Naturschutzbeauftragte Ziegler stellte eine Liste für Nachfolgekandidaten zusammen:

Zwischen der gesetzlichen Festlegung der ND von 1936 und dem Beginn der Tätigkeit von Konrad Ziegler lagen etwa 20 Jahre. Kein Prolbeme für gesunde Bäume, "seltene Bäume ehrwürdigen Alters" jedoch schon. In den zwei Jahrzehnten mussten sie den 2. Weltkrieg  und die Wirren der Nachkriegszeit über sich ergehen lassen. Deshalb erfolgte eine kritische Sichtung durch Konrad Ziegler und einige Abschreibungen:

 

Mit der  "Gesamtaufstellung der im Kreis Finsterwalde vorhandenen Naturschutzobjekte vom 15.07.1957" zog Konrad Ziegler eine Bilanz seiner bisherigen ehrenamtlichen Arbeit als Naturschutzbeauftragter. Vom Rat des Bezirkes Cottbus wurde er für "Gute Arbeit im Naturschutz" ausgezeichnet (S.903).

Bereits 1956 erschien in der populärwissenschaftlichen Zeitschrift  "Natur und Umwelt" die Gesamtaufstellung. Das war die einzige Darstellung in einem Druckmedium.  "Natur und Umwelt" war eine Monatszeitschrift des Deutschen Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Chefredakteur war  Reimar Gilsenbach (1925 bis 2001). Er war als Schriftsteller sowie als Umwelt- und Menschenrechtsaktivist in der DDR bekannt. Die Zeitschrift existierte nur bis 1962. Dem Redaktionskollegium gehörten u. a.die Zoologen Heinrich Dathe und Erwin Stresemann, der Ortnithologe  Gerhard Creutz, der Geologe Hans Havemann (Vater von Robert Havemann), Hans Nadler (gebürtig aus Elsterwerda) und Hugo Weinitschke (Leiter des Institutes für Landesforschung und Naturschutz der Deutschen Akademie für Landwirtschaftswissenschaft zu Berlin) an. Anmerkung: Der  Deutsche Kulturbund wurde nach 1989 wegen "Systemnähe abgewickelt".

In dieser gedruckte Fassung von 1956 ist das Landschaftsschutzgebiet "Finsterwalder Bürgerheide" noch nicht enthalten.

Von der Naturschutzbehörde ist die "Gesamtaufstellung vom 15.07.1957 nie gedruckt worden. Immerhin war diese Darstellung die bearbeitete Form des Gesetzes von 1936.

Ausgesuchte Beispiele aus der Tätigkeit des Naturschutzbeauftragte jener Jahre

Die Mehrzahl der Bäume waren  als Naturdenkmale noch brauchbar. Die nachfolgenden Beispiele sollen die Vergänglichkeit von Bäumen zeigen und an nicht mehr existierende ND erinnern.

Da vor einigen Jahren das Naturdenkmal aus Platzgründen entfernt werden sollt, rief das bei ortsansässigen Bürgern um Dr. Ehrenford auf Protest. Die rechte Abbildung zeigt den jetzigen Zustand.

Die Sonnewalder Doppeleiche wurde stabilisiert. Sie stand 400 m nordwestlich vom Schloß, südlich vom Wege Erbbegräbnis - Schloß. Umfang 6,30 m, Höhe 22 m, daneben eine kleine Eiche.Umfang 2,80 m, Höhe 16 m. Zwischen beiden Eichen eine Steinbank. 

Zur damaliger Zeit war es üblich, durch Mauerwerk und auch durch Spanneisen derartige Bäume zu stabilisieren. Es gelang nur für wenige Jahreund war mit laufenden Kosten verbunden.

 

Das neue Naturschutzgesetz ließ einen großen Spielraum für Beurteilung eines Naturobjektes als Naturdenkmal  Es forderte von Konrad Ziegler verantwortungsvolle Entscheidungen.

Von zwei Schülern aus Massen wurde der ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte tatkräftig unterstützt. Bodo Noack und Klaus-Dieter Koch lösten ihre Aufgaben vorbildlich. Dafür zeugen die nachfolgenden Beispiele.

Als im Jahr 1998 die Wildbirne von der Gesellschaft des Deutschen Waldes zum Baum des Jahres erklärt wurde, glaubt man, dass alle großen Birnbäume in alten Bauerngärten und in der Feldmark Wildbirnen seien.  Die beiden jungen Helfer des Konrad Ziegler waren vorsichtiger. Sie nannten das ND auf der Babbener Feldflur nur einfach Birnbaum.

Nachfolgend einige stattliche Birnbäume, nur wenige gibt es noch von ihnen, Ihre Früchte waren gewöhnungsbedürftig. Entweder sie gingen im Reifeprozess schnell in Fäulnis über ober sie blieben lange "Kohlrüben". Dafür reiften sie erst während des Winters im kühlen Keller zu saftigen Früchten mit längerer Haltbarkeit heran. Der Volksmund nannte einige Sorten "Wassersäcke".

Einzel stehende Birnbäume in der Feldmark waren früher als Schattenspender beliebt. Viele von ihnen standen bei der Flächenzusammenlegung im Wege. Dort wo sie heute noch stehen, hat sich der Feldrain erhalten als Rückzugsort vieler Kleintiere und der Feldflora.

Das Verschwinden der Solitärbäume hat zur Veränderung des Landschaftsbildes beigetragen.

In Möllendorf bauten Störche ihr Nest auf einem stattlichen Birnbaum. Als dieser abbrach, diente die zahlreichen Stockausschläge als erneute Horstunterlage,

Bei der Auswahl von Naturdenkmalen wurde auch das Vorhandensein eines Storchennestes berücksichtigt.

Für uns ist das heute eine wertvolle Hilfe für zurückliegende Verbreitung von Großvögeln.