Der Lungenenzian auf der Zinswiese

Nur  an einer Stelle auf der Zinswiese gibt es noch einige Pflanzen. An einer andere Stelle erlosch das Vorkommen durch die Ausbreitung der großen Weidenbüsche. Südlich der Fischteiche fehlt der Lungenenzian schon weitaus länger. Der jetzige Standort ist zu trocken. Eine Zunahme der Pflanzenzahl ist deshalb unwahrscheinlich. Die umgebende Grasnarbe ist zu dicht, Der geschaffene Rohboden wird zu schnell von Konkurrenten besetzt. Eine Freistellung wie bei der Arnika ist nicht möglich. Die Unterscheidung der einzelnen Enzianpflanze selbst gegenüber den Gräsern ist schwierig. Die Stabilität der Sprossachse ist gering, da sie im dichten Grasbestand aufgewachsen ist.

Ohne Blüten sind die einzelnen Pflanzen des Lungenenzians kaun auszumachen, man müsste auf Knien über die Wiese rutschen. Vom Sprossaufbau ist die Sumpfschafgarbe ein Doppelgänger und kommt recht häufig auf der Zinswiese vor.

Ein Beispiel aus dem Jahr 2011 eranschaulicht in welchem Umfang brauchbare Samenkapseln ausbebildet werden:

Lungenenzian 2014

Die in der Tabelle von 2011 angebebenen Zahlen konnten 2012 und 2013 bestätigt werden. 2014 gibt es einen leichten Rückgang. Vielleicht fälllt er gering aus. Gegenwärtig (15.07.) sind wahrscheinlich noch nicht alle Knospen entfaltet. Eine Keimprobe brachte keinen Erfolg. Ähnlich erging es auch Frau Wegener (uNB) vor einigen Jahren. Zur Ausbreitung vorort wurde 2012 neben dem Standort der Altpflanzen ein Streifen Rohboden freigelegt, denn im dichten Grasbestand ist eine Neuansiedlung unwahrscheinlich. Diesbezüglich verhält sich der Lungenenzian ähnlich wie die Arnika. Das Fuchs-Knabenkraut ist auch bei dichter Grasdecke erfolgreich. Grund dafür ist wahrscheinlich die vorhandene Mykorrhiza der Gräser.  

Die einzige Jungpflanze 2013 (Bild oben mit Zündschlüssel) ist auf Selbstaussaat zurückzuführen. Der leichte feinkörnige Samen ohne Flügel fliegt wahrscheinlich weiter und erreicht meist keinen Rohboden.

Aus diesem Grund wurde gezielt Samen auf der schmalen Rohbodenfläche ausgesät. Zum Vergleich dazu wurde Saatgut auf einem Maulwurfshaufen, im Grasbestand auf trockenem Standort und im Grasbestand auf feuchten Standort eingebracht. Zusätzlich gab es einen Aussaatversuch auf der Teilfläche 3 und 6, dort  (TF 6) wo früher ein kleines Vorkommen des Lungenenzians existierte. Daraus entstand nur ein blühender Sämling. 

Auf dem Rohbodenstreifen kam es zur Keimung, es zeigten sich Jungpflanzen unterschiedlicher Größe. Die oberen beiden Bilder oben stammen von den schon etwas größeren (älteren) Pflanzen von 2013. Unten sind später (2014) gekeimte Pflanzen abgebildet. Es gilt abzuwarten,ob weitere Sämlige erscheinen.

Die gegenwärtige Trockenheit gepaart mit sehr hohen Temperaturen verringern die Erfolgsaussichten. Das Gießen von Jungpflanzen kann aus personellen und finanziellen Gründen nur bei der Arnika erfolgen. Um einen Totalausfall zu verhindern, wurde das Gießen weitergeführt.

Die Aussaat auf dem Maulwurfshaufen und im Grasbestand auf trockenem Standort brachte keine Ergebnisse. Die Aussaat an der Arnikastelle 6 ergab eine blühende kleine Pflanze. Dagegen ist es an der tiefsten Stelle der Teilfläche 2 neben dem Vorkommen von Torfmoos zu einer Keimung gekommen. Am 05.07. wurden ca. 20 kleine Pflanzen gezählt. Ein Knospenansatz war noch nicht erkennbar. Dieser Bestand wurde durch Mäharbeiten mit Motorsensen vernichtet. Das ist ein grober Verstoß gegen gegen geltende Natiurschutzgesetze! Als Naturschutzhelfer bin ich verpflichtet, diesen Vorgang zur Anzeige zu bringen. Die Pflegeanweisung des Naturparkes erlaubt das Mähen grundsätzlich schon ab Juni. Herr Hennicke als Verantwortlicher laut Pflegevertrag hatte versäumt, sich vorher sachkundig zu machen. Aus diesem Grund machte ich ihn auf die noch blühenden bzw. fruchtenden Sprosse des Lungenenzians aufmerksam. Wenige Tage später wurden auch diese abgemäht. Wegen dieser vorsätzlichen Handlung werde ich Strafanzeige bei der uNB stellen.

Zusammenstellung der bisheringen Zählungen:

Jahr

Anzahl der

  Sprosse

Anzahl der

   Blüten 

  Sprosse mit

    1 Blüte

 Spr. mit

 2 Blüten

 Spr. mit

 3 Blüten

 

 Spr. mit

 4 Blüten

 

 Spr. mit

 5 Blüten

 Spr. mit

 6 Blüten

Sprosse mit

7 Blüten

2010       17       39       5      3      4      4       -      -        -
2011       19       48       9      4      2      2       1      1        -
2012       26       66       3       -      3      2       2      6        -
2013       15       32       6       3      4      2       -       -        -
2014       10       38       1       1      3      1       3       -        1
2015          7         9       4       2      1       -       -        -            -

Die im Herbst 2013 ausgebrachte Saat auf dem Rohboden ließ ca. 8 Sämlinge aufkommen, 2 davon ohne Blüte.

Diese 3 Sämlinge blieben erhalten. Ob sie in diesem kleinen Zustand bereits fruchten, ist unwahrscheinlich. Die junge Pflanze im Teilgebiet 6 wurde von den Dachsen ausgewühlt.

Einen so dichten Stand von Sprossen ist wünschenswert. Nur müssten die die Blätter keine Zahnung haben und  der Blattrand sollte leicht gekrümmt sein. Vor allem müsste die Sprosse blaue Blüten tragen. So wie der nebenstehende Kreuzenzian aus dem nordöstlichem Teil des Landes Brandenburg.

Somit endet das Jahr 2014 für den Lungenenzian katastrophal. In welchem Umfang die Altpflanzen (Tabelle, letzte Zeile) 2015 austreiben werden, gilt es abzuwarten.

Lungenenzian 2015

Auch in diesem Jahr ging man mit den kleiner gewordenen Enzianbeständen ruchlos um. Der zuständige Amtsleiter teilte mir in einem Schreiben im Vorjahr mit, dass die Mäharbeiten von hochqualifizierten Mitarbeitern der Naturschutzbehörden beaufsichtigt werden und dass die Reduzierung des Enzians 2014 nur ein Versehen gewesen sei.

2015 wurden zu einem unpassenden Zeitpunkt gemäht.

Bereiche mit Altpflanzen und mit den 2014 erstmals nach der Aussaat von 2013 sich entwickelnden Jungpflanzen wurden beeinträchtigt. Im vom Mähen verschonte Bereich wurden bisher nie Enzianpflanzen beobachtet. Entlang der östlichen Kante konnten neue, kleine Pflanzen aufwachsen.

Beide Diagramme stellen die Entwicklung der Altpflanzen dar, die dreimal zu unpassender Zeit gemäht wurden. Einige Sprosse hatten keine Triebspitze mehr.

Die Pflanzen des Lungenenzians, die aus der Aussaat von 2013 an verschiedenen Stellen in den Jahren 2014 und 2015 hervorgegangen sind, sind in den Diagrammen nicht enthalten.

Die auf dem ehemals abgeplaggten Streifen (von 2012) aufgegangenen Pflanzen im Jahr 2014 (Aussaat 2013) wurden nach der ersten Mahd 2015 nicht wieder gefunden.

Bei einer Flächenbegehung gemeinsam mi Rudi Kamenz wurden diese 5 blühende jungen Pflanzen entdeckt. Es handelt sich um diesjährige Pflanzen. Bei dieser späten Blüte öffnen sich Kelche nicht mehr. Eine Bestäubung durch Insekten ist unwahrscheinlich. Weiche Rolle eine Selbstbestäubung spielt, ist mir nicht bekannt. Eine Ausreifung möglicher Samenkapsel wird nicht mehr möglich sein.

Am Fundort gab es bis etwa 2001 eine Trupp von Lungenenzian. Die Neuansiedlung geht möglicherweise auf eine Aussaat von 2013 zurück. Von dieser Aussaat wurde nebenan 2014 nur  eine Pflanze bekannt. Diese fiel der Wühltätigkeit von Jungdachsen zum Opfer.

Die Blüten bzw. Samenstände wurden wenig später abgemäht.

Ende der Erfassung vom Lungenenzian

Seit der Einführung der zweischürigen Mahd und der fehlenden Kenntnisse über die 3 Wuchsorte wurde wiederholt Endtriebe abgemäht. Vom Mähen blieben nur jene Stellen ausgespart, die die Farbe blau aufwiesen.

2017 wurden am 13.08.  an 2 Stellen 7 Stängel (Sprosse) mit insgesamt 15 Blüten beobachtet. Die Anzahl der kräftigen Sprosse ohne Blüten wurden nicht gezählt.

Letztes Protokoll über Zählung des Lungenenzians auf der Zinswiese.