Ist die Zinswiese das letzte Rückzugsgebiet der Arnika im Süden des ostdeutschen Tieflandes?

Die Botanik ist nicht oft das Paradefach eines Naturschutzvereins. Attraktiver ist die Beschäftigung mit der Tierwelt. Das bemerkt man besonders, wenn die Jugend mit der Umwelt und der Natur vertraut gemacht werden soll. Die Artenvielfalt ist für Laien nicht zu überschauen. Deshalb sind attraktive Pflanzen für sie besonders interessant. So dachten auch einige Mitglieder unseres Vereins und begannen vor vielen Jahren mit der Erfassung der Restbestände der wildwachsenden Orchideen. Was gelb blühte, blieb links liegen. Denn Holunderknabenkraut, Höswurz u.ä. waren nicht zu erwarten. Profitiert hat die Arnika aber von unserer langjährigen Wiesenpflege. Ohne diese wäre dieses Vorkommen wahrscheinlich längst erloschen.

Einige Aussagen über die Verbreitung der Arnika:

Die ersten beiden Verbreitungskarten sind dem "Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Ostdeutschland" entnommen, Erscheinungsjahr 1996. Schwarze Kreisflächen kennzeichnen Funde ab 1950. 

Karte 3 und 4 sind enthalten in "Niederlausitzer floristische Mitteilungen" Heft 10, sie sind Teil der Verbreitungskarten Niederlausitzer Pflanzen, 1. Reihe von Dr. Gunter Klemm aus dem Jahr 1982. Schwarze Kreisflächen bedeuten Funde nach 1970.

Die letzten beiden Karten zeigen die Verbreitungsgebiete der Pflanzenarten der FFH-Richtlinie, Stand Oktober 2007 vom BfN.

Der nachfolgende Text von Dr. Gunter Klemm gehört zu den oben genannten Verbreitungskarten 3 und 4. Damit ist die damalige Situation der Arnika umfassend beschrieben.

Im nationalen Bericht 2007 gemäß FFH-Richtlinie sind die Erhaltungszustände der Arnika nach Anhang II, IV und V bei der atlantischen Region mit ungünstig bis schlecht und bei angenommener kontinentalen Region mit ungünstig bis unzureichend gekennzeichnet. In der Roten Liste des Landes Brandenburg gehört Arnika zur Gruppe 2, also stark gefährdet.

Die Bezeichnung Bergwohlverleih für Arnika verweist auf ihr Hauptverbreitunsgebiet. Den Begriff "Tiefland-Arnika" brachen die Biologen aus Sachsen mit. Er ist in der Literatur von mir noch nicht gefunden worden. Die Verbreitung der Arnika im Tiefland ist in Ostdeutschland nur auf wenige kleine Stansorte beschränkt. Im Süden sollen die Bestände in Sachsen-Anhalt und auch in Sachsen nicht mehr  bestehen. Nach der BfN-Karte (siehe oben) blieb scheinbar nur der Fundort bei Finsterwalde übrig, die Zinswiese. Sie ist einer der vielen durch schwarze Kreisflächen gekennzeichne Standorte auf der obigen Karte von Dr. Klemm. Alle anderen Fundorte sind in den letzten 40 Jahren erloschen. Die Erhaltung der Arnika auf der Zinswiese ist dem Umstand geschuldet, dass die Fachgruppe Botanik des Deutschen Kulturbundes Finsterwalde ihr Wissen schriftlich festgehalten hat.

Paul Schneider aus Sorno hat dann als letzter Vertreter der Fachgruppe  (er war inzwischen NABU-Mitglied geworden) die Wiesenpflege angeregt. Seit etwa 20 Jahren wird die Zinswiese von einigen Mitgliedern des NABU-Regionalverbandes Finsterwalde e.V. gemäht.

 

Der rapide Rückgang der Arnikabestände soll hier nicht beschrieben werden. Die Gründe dafür sind vielfältig und allgemein bekannt, sie gelten auch für andere geschützte Pflanzen. Die Arnikavorkommen um Bergheide fielen komplett dem Bergbau zum Opfer. Die Fundstellen waren durch den damals an der Bergheider Schule tätigen Lehrer Hugo Muskulus sorgfältig kartiert worden.

Der Sonderstandort Lauchhammer

Arnika auf der Zinswiese und bei Lauchhammer
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Der Verband Botanischer Gärten beantwortet die Frage "Was ist eine Erhaltungskultur?".

Die Arnikabestände sind sowohl auf der Zinswiese Drößig wie am Sonderstandort Lauchhammer seit Jahrzehnten weitgehend isoliert. Bei Drößig überwog die vegetative Fortpflanzung, bei Lauchhammer gab es für die generative Verbreitung keine Hindernisse. Die Zinswiese bietet der Arnika ein gewohntes natürliches Biotop, bei Lauchhammer ist es überraschend anders. Diskutiert wurde schon über die genetische Verarmung der Arnika auf der Zinswiese. Im welchem Umfang verändert der Sonderstandort Lauchhammer bereits die Erbeigenschaften der dortigen Pflanzen? Mit dem Samen allein aus Lauchhammer  Arnikabestände  in der Niedertlausiz neu zu begründet, muss gut durchdacht werden.