Zinswiese in der Vergangenheit

Die Zinswiese Drößig ist eine etwa 0,3 ha große Wiese mit mindestens zwei unterschiedlichen
Pflanzengesellschaften. Die letzte  wirtschaftliche Nutzung (in extensiver Form) erfolgte wahrscheinlich 1969, Eigentümer ist der Landkreis. 
Kenntnisse über den Zustand der Wiese verdanken wir der Fachgruppe Botanik des Deutschen Kulturbundes der DDR, Kreisorganisation  Finsterwalde.
Die beiden Mitglieder Bernhard Friedrich und Paul Schneider arbeiteten als Schlosser in der Firma Kjellberg Finsterwalde. Sie hinterließen Aufzeichnungen, mit deren Hilfe die Entwicklung der Arnikavorkommen auf der Zinswiese rekonstruiert  wurde. Beide Hobby-Botaniker gehörten auch dem Arbeitskreis  Niederlausitzer Floristen an und pflegten Kontakt zu deren Mitgliedern. Die Zinswiese nannten sie „Projekt Drößig“.  Sie hatten weitere Projekte, zum  Beispiel das „Projekt Fischwasser“. Die Zinswiese Drößig ist das einzige ihrer Projekte, das erhalten geblieben ist. Andere wurden Opfer der Hydromelioration, der Flächenzusammenlegung oder dem Bergbau.

03.06.1967:

Händelwurz und die ersten Pflanzen des Gefleckten Knabenkrautes blühten, dsgl. das Fettkraut und nebenan das Breitblättrige Knabenkraut. „Die Arnika ist im Aufblühen, sehr schön leuchten ihre Blüten im Gegenlicht der frühen Sonne."

17.06.1967:

Fettkraut und einige Orchideen blühen noch. „Am Lungenenzian waren Larven der Schaumzikaden. Die Arnika ist wieder geholt worden.“

15.07.1967:

„Auf der Zinswiese hatte man wieder Rinder ein gekoppelt, so das sogar die Blattrosetten der Arnika abgefressen waren. Hinten viel Lungenenzian.“

14.06.1968:

Vermutlich wurde beim Bürgermeister von Fischwasser wegen der Flächenbeweidung eine Eingabe gemacht. „Fettkraut blüht, wird vom Heidekraut bedrängt. Arnika ist im Aufblühen, nicht so zahlreich wie im vergangenen Jahr, viele Blattrosetten ohne Blüte. Händelwurz fand ich nicht.“ Auffällig blühte das Sumpf-Läusekraut. Wieder Großvieh ein gekoppelt.

22.04.1969:

Die LPG sagt zu, dass in Zukunft auf der Zinswiese kein Großvieh eingestellt werden soll.

03.05.1969:

Beim Beringen von Bekassinen beschädigten die Ornithologen mit ihren Gummistiefeln die Bodenflora, ein wichtiger Hinweis auf die damalige Bodenfeuchtigkeit. Berhard Friedrich rügte die Ornithologen.

01.06.1969:

Eine Exkursion des Niederlausitzer Floristen: „Auf dem Objekt Drößig wurde noch einmal das Fettkraut bestaunt und auch die Arnika fand genügende Beachtung, wenn sie auch noch nicht blühte. Diese beiden Arten sind ja im Bezirk Cottbus schon sehr selten geworden, sodass sie viele noch gar nicht kannten.

 

04.06.1969:

„Ein wundervoller Anblick bot sich mir als ich früh um 6 auf dem hinteren Teil des Geländes kam. Die Arnika in voller Blüte, hunderte von Blütenkörbchen streckten ihre langen Stiele dem Licht entgegen. So schön habe ich sie lange nicht gesehen. Vom Fettkraut blühten noch einige, die meisten hatten schon Samen angesetzt. D. m. blühte auch wunderschön.“

? . ? .1969:

" In Drößig hat man wieder die gesamte Arnika geholt. Am Weg hat man einen metertiefen Graben gemacht entlang dem gesamten hinteren Objekt, den Aushub auf dem Gelände geworfen gerade wo die schönsten Flecke von Gentiana pneumonanthe sind."

20.06.1970:

Fettkraut ist verblüht. Arnika im Vergleich zum Vorjahr sehr wenig. D. maculata steht einigermaßen nur im hinteren Teil.

19.07.1970:

„Lungenenzian nur noch spärlich, die Wasserabsetzung macht sich bei ihm verheerend bemerkbar“.

 21.05.1971:

„Nur eine Pflanze vom Fettkraut gefunden. Arnika kommt, desgleichen D. maculata, D. majalis nicht eine.“

31.05.1971:

„Arnica und D. m. fangen an zu blühen. Nur noch eine Fettkrautpflanze gefunden“.

06.06.1971:

Arnika und Geflecktes Knabenkraut fangen an zu blühen.

24.06.1971:

„D. m. und Arnika in Blüte.“

06.05.1972:

„Arnika kommt, dito D. maculata.“

23.04.1973:

„Auf dem Objekt alles unverändert, altes Gras sehr dicht".

26.05.1974:

„Arnika im Kommen, auch einige D. latifolia. Der vordere Teil ist sehr verwildert, auch Baumanflug“.

16.06.1973:

„Die Arnika blüht, zählte 150 Blüten, D. m. blüht auch, vorn am Weg 45 blühende D. l.

27.06.1973:

„Mit dem Vorsitzenden des Rat des Kreises Finsterwalde und Paul nach Drößig und Fischwasser. In Drößig stieg der Bürgermeister zu und in Fischwasser dito. Wir erklärten den Herren die Situation, beichteten ihnen unsere Sorgen. Der Kollege Kaunitz versprach, sich für die Sache einzusetzen.“ Damit sind die Aufzeichnungen von Bernhard Friedrich zu Ende. Für das Objekt Drößig scheint sich der Vorsitzende des Rat des Kreises erfolgreich eingesetzt zu haben. Das Projekt Fischwasser war jedoch nicht mehr zu retten.

Von der einstigen Ausstattung des Projektes Drößig blieb nicht viel übrig. Die uns bekannte Klimaveränderung trug dazu entscheidend bei. Die durch die Stickstoffemission verursachte Düngung der Zinswiese begann ab Anfang der siebziger Jahre. Gleichzeitig erfolgte eine Entwässerung der Landschaft. Die Verbuschung setzte ein. Birke, Aspe, Erle, und Faulbaum wurden unsere Gegenspieler, hinzu kam die aggressive Ausbreitung der Calamagrostis.